"Der sechste Sinn" Meisterklasse Ludwig RauchVom 22.10. - 19.11.2023 im Kunstraum Potsdam
„Als „sechster Sinn“ wird die Intuition beschrieben, das Bauchgefühl, die Eingebung, das Empfinden im Raum. Es ist etwas, das man spürt und ahnt. Vielleicht liegt gerade in diesem sechsten Sinn ein Ursprung der Schönheit und Einzigartigkeit der Kunst“ so erklärt Ludwig Rauch die Entstehung der Ausstellungsidee seiner Meisterklasse. Die unterschiedliche Interpretation des sechsten Sinns mit der den Künstler und Künstlerinnen eigenen Bildsprache und künstlerischer Position machen die Arbeiten so spannend.
Ludwig Rauch ist seit vielen Jahren als Fotograf im Geschäft. Nach dem Abschluss von zwei Fotografie-Studiengängen – an der Karl-Marx-Universität Leipzig und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Arno Fischer – verließ er Anfang 1989 die DDR und arbeitete als freier Fotograf in Westberlin. Seitdem porträtierte er zahlreiche Figuren aus Kunst, Kultur und Öffentlichkeit – von Sigmar Polke bis Rio Reiser und von Muhammed Ali bis Anna Thalbach. Seit 2009 ist Rauch außerdem Dozent an der Ostkreuzschule und betreut regelmäßig die Abschlussjahrgänge.
Die Meisterklasse Ludwig Rauch existiert seit 2020 und bietet fortlaufend sechs fortgeschrittenen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit zu einem intensiven Diskurs über ihre Fotografie und der Weiterentwicklung ihrer Arbeit. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt im Bereich der künstlerischen Fotografie, der Bildenden Kunst.
In der Klasse werden die künstlerischen Positionen und die jeweiligen Bildsprachen der Teilnehmenden unter Anleitung und in der Diskussion weiterentwickelt, um die bestmögliche Umsetzung des eigenen Anspruches an das selbst gewählte Thema zu erreichen.
Die Ausstellung „Der Sechste Sinn“, bildet nach drei Jahren intensiver Zusammenarbeit den Abschluss dieser Meisterklasse. Die mehr als 200 Fotografien und 7 Skulpturen bilden ein Kondensat dieser gemeinsamen Arbeit und sind gleichzeitig Ausdruck der Vielseitigkeit der einzelnen künstlerischen Positionen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Zum Februar 2024 wird die Meisterklasse neu ausgeschrieben. Die Prints wurden in den p: berlin laboratories produziert und wir freuen uns sehr, als Partner die Ausstellung zu begleiten.






Wir haben die Künstler und Künstlerinnen zu ihren Positionen befragt:
Michael Matthews
Als Komponist nähere ich mich der Fotografie wie der Musik mit demselben künstlichen Ansatz, insbesondere im Hinblick auf deren strukturelle, proportionale und farbliche Qualitäten. So wie ich meine Musik mit rhythmischer Mehrdeutigkeit und harmonischer Fluidität durchziehe, so strebe ich auch in meiner Fotografie danach, die Grenzen zwischen dem Realen und dem Abstrakten aufzulösen. Meine abstrakten Fotografien entstehen durch komplexe Prozesse der Bildüberlagerungen und Verwandlungen. Neben meiner Leidenschaft für abstrakte Bilder faszinieren mich auch die graphischen Elemente in der Architektur und Landschaft. Die Fotografie bei Nacht hat für mich eine besondere Anziehungskraft; sie ermöglicht es mir, die flüchtige, ätherische Schönheit einzufangen, die sich entfaltet, wenn die Dunkelheit die Welt umhüllt. In meinen jüngsten Arbeiten vertiefe ich meine Einsichten in die Abstraktion durch neue Makro- und 3D-Techniken.
Rainer Enke
Es ist nicht das reelle Abbild eines Motives, welches mich an der Fotografie fasziniert, sondern es sind Emotionen und Stimmungen die mich daraus ansprechen. Dabei ist es mein künstlerischer Anspruch, die vor Ort temporär erfassten Situationen fotografisch festzuhalten und dabei mit einer für mich adäquaten Bildsprache zu interpretieren. Dies versuche ich, durch das Experimentieren mit den unterschiedlichsten fotografischen Techniken auf digitaler und analoger Basis zu verwirklichen.
Größtenteils sind es Mehrfach-und Langzeitbelichtungen, die bei der künstlerischen Umsetzung einer eignen Bildsprache am ehesten meinen Vorstellungen entsprechen. Hier hat sich vor allen Dingen eine Camera Obscura als unverzichtbarer Helfer erwiesen. Mit dem damit verbundenen Mut zur Unschärfe und der Kunst der Langsamkeit entsteht so eine fast surreale Bilderwelt, die sich in meinen in der Ausstellung präsentierten Bildserien widerspiegeln.
Nadja Rentzsch
In ihren Bildserien beschäftigt sich Nadja Rentzsch mit Phänomen aus der Alltags- und Lebenswelt. Sie inszeniert ihre Motive in einem Kontext, der neue Sichtweisen auf gewohnte Verhaltens- und Denkmechanismen ermöglicht und neue Perspektiven bietet.
Sabine Dobinsky
Bilder und deren unausgesprochene Erzählungen, die sich in ihren Kompositionen verbergen, haben mich stets in ihren Bann gezogen. Die unterschiedliche menschliche Auffassung des Begriffs der Schönheit, insbesondere in Bezug auf die Darstellung der Frau in unserer sozialen Wirklichkeit und in der künstlerischen Wahrnehmung, ist eine der Kernfragen meines fotografischen Schaffens. Im Bewusstsein meiner eigenen kulturellen Prägung gestalte ich das Bild in sorgfältig arrangierten Szenerien und genau gewählten Farbkompositionen, die meinen Arbeiten einen malerischen Aspekt verleihen. Speziell im Bereich des Porträts erlaubt mir die Inszenierung den gewünschten Ausdruck hervorzuheben und einen Rahmen zu schaffen, in dem die Portraitierte ihre eigene Geschichte erzählen kann.
Ruslan Hrushchak
Vielseitig und neugierig — das ist mein Artist Statement in zwei Worten. Ich habe in unter schiedlichsten Kulturen, Traditionen und Berufen gelebt, gelernt und gearbeitet. Auf der Suche nach Wert- und Sinnvollen und nach Herausforderungen hat mich immer Fotografie begleitet und weiterentwickelt. Familie, verlorene und wiederentdeckte Liebe, meine Kinder und meine ukrainischen Wurzeln beeinflussen und formen meine Kunst. Ich möchte die Seele eines Bildes einfangen, suche den flüchtigen Moment der Ewigkeit, sei es im Menschen oder in der Umgebung. Dies spiegelt sich in meinen Reisebildern wider. Wenn ich über das Leben nachdenke, träume oder meditiere, entstehen inszenierte Bilder und Portraits. Mit Chemigrammen und Experimenten in analogen Medien erkunde ich die Magie des Zufalls und der Abstraktion. In jüngster Zeit sind meine Werke schlichter geworden, aber die Suche geht weiter. Ich strebe nach der einfachsten Abbildung, die unsere Seele berührt und uns immer wieder aufs Neue begegnet.
Martin Tscholl
Ein großer Teil meiner künstlerischen Praxis ist das Durchschreiten von Wiesen, Wäldern und Gebirgen. Dabei stoße ich auf ein Geflecht von Verbindungen und Strukturen, das weit über den Bereich des Menschlichen hinausreicht. Diese ökologischen Netzwerke werden von einer breiten Vielfalt an Organismen, Materialien und Prozessen geschaffen, die sich gegenseitig bedingen und sich ständig verändern. Indem ich aktiv nach diesen Erscheinungen Ausschau halte, die sich am Rande unserer Wahrnehmung befinden, eröffnet sich die Möglichkeit der Korrespondenz zwischen der menschlichen und der nichtmenschlichen Sphäre. Dabei entstehen Positionen, die eine Annäherung der scheinbaren Gegensätze des Rationalen und Irrationalen, von Leben und Nicht-Leben, Kunst und Natur erlauben. Als imaginäre Perspektiven dienen sie der Sensibilisierung unserer Wahrnehmung für die ökologische Komplexität der Umwelt.
Weitere Infos: www.kunstraumpotsdam.de







