HinterlassenschaftenSowjetische und US-amerikanische Kasernen in Großformatfotografien

Sonntag, 23. Juni 2024
Nach dem Abzug der alliierten Truppen aus Deutschland Anfang der 1990er Jahre hielt der Fotograf Christian Adam deren verwaiste Kasernen fest. Ein ästhetisches Zeitdokument im Großformat.

In der Zeit zwischen 1993 und 1995, unmittelbar nach dem Abzug der alliierten Truppen aus ihren jeweiligen Standorten in Deutschland, ging der Fotograf Christian Adam auf die Jagd. Mit seiner Großformatkamera fotografierte er Liegenschaften der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) in Elstal/Dallgow-Döberitz, Schönwalde-Glien, Forst Zinna und Altes Lager bei Jüterbog, Fürstenberg/Havel, Werder/Havel, Vogelsang bei Zehdenick sowie der US-Army in Berlin Lichterfelde.

Adam arbeitete mit einer analogen Tachihara-Laufboden-Kamera im Format
8 x 10 Inch auf Planfilm. Die schwere Holzkamera mit Stativ und das eingesetzte mittelempfindliche Farbnegativ-Material mit Belichtungszeiten von teilweise mehreren Minuten bestimmten die Arbeitsweise: Sorgfältige Motivauswahl, meditativ-statische Aufnahmesituation. So entstand eine durchkomponierte Kleinserie im Großformat, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, eher auf der Suche nach dem exemplarischen Motiv.

Die Serie wurde vom „Foto-Chemie-Riesen“ Agfa sowie vom Großformatfotografen Eberhard Grames mit Filmmaterial gesponsort. Die Fotos wurden im Rahmen von Gruppenausstellungen unter anderem 1994 bei „FallWallFall“ in der Berlinischen Galerie im Gropius-Bau, im Goethe-Institut Paris oder bei den 3. Internationalen Fototagen Herten ’95 gezeigt. Veröffentlichungen der Bilder erfolgten im Zeit-Magazin, der Wochenzeitung Trouw (Amsterdam) und in Photo Technik International.

2024 besuchte Christian Adam das Analog-Farblabor von photography unlimited, um einzelne Aufnahmen aus der Serie neu zu printen, unter anderem für ein Ausstellungsprojekt im Museum Berlin-Karlshorst. Es wurden Kontaktabzüge erstellt auf Fuji Crystal Archive DP II im RA-4 Prozess. Dieses Papier kommt von der Farbcharakteristik und Anmutung her sehr nahe an das alte Fujicolor Super FA 3 heran.

Christian Adam wurde 1966 in Lörrach geboren. 1990 schloss er die Ausbildung zum Fotografen am Lette Verein Berlin mit einer Gesellenprüfung ab. Es folgte ein Studium der Germanistik und Publizistik mit Promotion. Studienbegleitend arbeitete Adam als Fotoassistent im Bereich Werbefotografie sowie als Fine-Art-Printer unter anderem für Hans Pieler (†). Heute ist er Leiter des Fachbereichs Publikationen im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

Wer Adams Bilder der verlassenen Stützpunkte aus den 1990er Jahren sehen will, findet sie ab 11 Juli in der Ausstellung „Hinterlassenschaften. Sowjetische und US-amerikanische Kasernen in Großformatfotografien“ im Museum Berlin-Karlshorst.