Digitalisierung per Mausklick – ob Film oder PlakatDigitalisierungsstation von Phase One in der p: berlin Werkstatt




Was ist dein Background und wie bist du zu Phase One gekommen?
Ich bin ausgebildeter Fotograf. Ich habe mich schon in meiner Jugend viel mit Fotografie beschäftigt und habe mit 14 Jahren im Keller meiner Eltern eine eigene Dunkelkammer eingerichtet. Ich bekam dann tatsächlich auch eine Lehrstelle als Fotograf und merkte schon damals, dass mich die Technik dahinter mehr begeistert als die Fotografie an sich. Also legte ich den Schwerpunkt nach meiner Ausbildung auf die technische Fotografie. In der Region Leipzig / Halle, wo ich aufgewachsen bin, war es naheliegend, als Fotograf in der Chemieindustrie tätig zu werden. Und die hat mich damals auch gelockt, nämlich mit der Möglichkeit, mit Farbfilm zu arbeiten, was zu DDR-Zeiten etwas Besonderes war. So bin ich dann Industriefotograf geworden und habe mich mit der Farbfilmentwicklung beschäftigt.
Industriefotografie in der DDR, das klingt spannend. Was genau hast du da gemacht?
Ich war beim VEB Leuna-Werke Walter Ulbricht acht Jahre lang als Fotograf tätig. Da ging es um Industrieanlagen, Kraftwerke, Raffinerien – ich habe damals viele Rohrleitungen fotografiert. Das hat mich schon sehr fasziniert, mehr jedenfalls, als Passbilder zu machen. Und hier kam ich auch zum ersten Mal mit technischen Fachkameras in Kontakt. Wir hatten damals nicht nur die gute alte Mentor-Kamera aus Dresden im Einsatz, sondern auch schon eine Linhof und das hat mich vollends begeistert. So war ich dann meistens derjenige im Unternehmen, der mit Mittelformat und Planfilm unterwegs war.
Und wie bist du dann zu Phase One gekommen?
Ein entscheidender Bruch war für mich natürlich die Wendezeit. 1991 lief es beim Leunawerk nicht mehr und ich schaute mich um. Mit 24 Jahren kam ich dann zum Schweizer Kamerahersteller Sinar. Im Prinzip habe ich damals meinen Job als Fotograf an den Nagel gehängt und bin in den Vertrieb für fotografische Produkte gewechselt, wo ich dann 17 Jahre war. Der Wechsel zu Phase One kam 2008. Die Digitalisierung der Fototechnik war zu diesem Zeitpunkt in vollem Gange und die marktführende Position von Phase One unübersehbar. Ich habe mich also intensiv mit dieser Materie befasst und mich von der Qualität überzeugt – weswegen mir der Wechsel am Ende nicht schwerfiel. Denn es war für mich immer wichtig, dass ich von den Produkten, die ich anderen anbiete, auch selbst überzeugt bin. Heute bin ich bei Phase One Sales Manager für das Gebiet Ostdeutschland.
Stichwort Qualität: Ab sofort gibt es eine Phase One Digitalisierungsstation in der Werkstatt von p:berlin. Woraus besteht die Station und wie genau funktioniert sie?
Zunächst ist es vielleicht interessant zu wissen, dass das, was wir heute an Digitalisierungslösungen anbieten, eine Folge jahrelanger Entwicklung ist. Das ging Schritt für Schritt und über diverse Zwischenlösungen, so dass das Resultat immer besser wurde. Unsere Anlagen sind heute nicht mehr nur bei den Fotografen gefragt, sondern vor allem auch im wissenschaftlichen Bereich und im Bereich Kulturerbe. Wir haben seit jeher viele namhafte Museen und Archive als Kundschaft, die für die Digitalisierung ihrer Bestände eine immer höhere Auflösung verlangen. Daher haben wir uns Gedanken gemacht, wie man den Workflow in dem Bereich verbessern kann. Mit Workflow meine ich eine abgestimmte, koordinierte und vor allem reproduzierbare Arbeitsweise. Wir haben an der Hardware und der Software sehr intensiv und lange gearbeitet und so ist heute ein System entstanden, das im besten Fall 150 Megapixel Auflösung hat. Das bedeutet für den Anwender, er kann eine DIN A0 Vorlage mit 300 dpi digitalisieren, was früher nur mit Großformat-Scannern zu lösen war. Die ersetzen wir heute komplett mit unserem kamerabasierten Digitalisierungssystem. Der Vorteil liegt aber nicht nur in der maximalen Bildqualität, die wir uns immer auf die Fahne schreiben, sondern vor allem auch in der Flexibilität des ganzen Systems.
Was meinst du damit?
Kaum jemand hat nur eine bestimmte Art von Formaten zu digitalisieren. In den meisten Fällen ist es mal ein Buch, mal ein großes Plakat, mal ein Gemälde, aber eben auch Durchsichtvorlagen wie z. B. Filmstreifen oder alte Glasplatten. Für diese Vielfalt an Formaten hätte man früher viele verschiedene technische Geräte benötigt. Mit einem Phase One Digitalisierungssystem und den entsprechenden Komponenten habe ich heute alles aus einer Hand und vor allem alles mit demselben Workflow, so dass diese Flexibilität dort echt ein großer Vorteil ist, den man sonst meiner Meinung nach nirgends findet.
Was ist denn der Vorteil der fotografischen Reproduktion im Vergleich zu einem Scanner?
Die heutigen, hochentwickelten CMOS Sensoren sind der entscheidende Vorteil. Die kommen mit ihrer Auflösung zwar gerade so an die Scan-Technik heran, aber die restlichen Vorteile überwiegen. Ein ganz entscheidender ist zum Beispiel der Dynamikumfang. Mit der modernen Sensor-Elektronik, die heute verbaut wird, erreichen die CMOS Sensoren einen Dynamikumfang von 15 Blendenstufen. Das schaffen Scan-Zeilen bei weitem nicht. Das ist vielleicht bei einem Gemälde nicht entscheidend, weil das nicht so einen hohen Dynamikumfang hat – aber spätestens im Bereich der Filmdigitalisierung, wenn ich also sehr dichte Filme habe, durch die eine Menge Licht dringen muss, um die Bildinformationen zu erfassen, ist es von großem Vorteil. Ein zweiter, ganz entscheidender Punkt ist die Geschwindigkeit: Wenn ich 100 Großformat-Scans machen möchte und jeder Scan dauert zwei Minuten, dann dauert es insgesamt sehr lange. Das ist mit einer kamerabasierten Digitalisierung in einer Sekunde erledigt. Die Zeit, die man braucht, um das Objekt auszutauschen, ist der größte Faktor bei dieser Art der Digitalisierung. Das geht im Prinzip alles vollautomatisch und mit einem Mausklick ist die Vorlage auch schon digitalisiert, egal, ob es ein Film ist oder ein Plakat.
Was sind weitere Vorteile des Systems?
Viele Branchen, gerade im Bereich Kulturerbe, brauchen verbindliche Digitalisate, die einer Eins-zu-Eins-Abbildung des Originals möglichst nahekommen. Dafür gibt es seit vielen Jahren schon diverse Standards auf dem Markt, die in einer ISO-Norm zusammenlaufen, die sicherstellt, dass man reproduzierbare Ergebnisse erhält. Die Farbe ist dabei meist der wichtigste Punkt, aber es gibt noch viele weitere Punkte, die in einem kontrollierten Prozess überwacht werden. Da wäre zum Beispiel die Geometrie und Verzerrung des Bildes, das Auflösungsvermögen und der bereits erwähnte Dynamikumfang. All diese Punkte schaffen wir bei Phase One mit Bestwerten.
Ihr arbeitet viel mit Museen und Kultureinrichtungen zusammen. Kannst du ein paar Beispiele nennen?
Ganz obenan stehen beispielsweise die Staatlichen Museen zu Berlin mit vielen Phase One Systemen. Darüber hinaus arbeiten wir auch mit anderen bedeutenden Einrichtungen zusammen, wie zum Beispiel der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Klassik Stiftung Weimar oder dem Deutschen Historischen Museum. Auch im internationalen Bereich arbeiten wir mit großen Museen, vom British Museum in London bis hin zum Vatikan.
Können denn Privatpersonen diese Technik überhaupt nutzen? Es klingt ja so, als wenn das eine sehr exklusive Technik ist, die nur im hochprofessionellen Bereich von großen Institutionen eingesetzt wird.
Wir bieten auch Lösungen für Privatpersonen und einzelne Fotografinnen und Fotografen an. Wenn jemand seit 20 Jahre fotografisch tätig ist, hat derjenige vielleicht ein Archiv, dass er digitalisieren möchte, ohne so hohe Investitionen zu tätigen und sich eine ganze Digitalisierungsstation zu kaufen. Diese Leute können das mit einer Phase One Kamera machen, denn das Herzstück ist das hochauflösende Digitalrückteil. Damit lassen sich hochwertige Digitalisierungen machen, die allerdings nicht den hohen Automatisierungsgrad unserer Stationen haben. Das System, das wir nun bei p:berlin installieren, ist letztendlich ein vollautomatisiertes System, das sich hauptsächlich für die Massendigitalisierung lohnt, also für sehr hohe Bestände mit wechselnden Formaten. Somit erhalten die Leute bei p:berlin Zugang zu einer Technologie, die sonst nur in hochspezialisierten Bereichen eingesetzt wird.