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André Kirchner, Nelly Rau-Häring, Peter Thieme21. Juni – 28. September 2025Haus am Kleistpark

Sonntag, 22. Juni 2025
Der Fotograf und p: berlin-Supporter der ersten Stunde, Peter Thieme, zeigt seine eindrücklichen Architekturfotografien aus Berlin in einer gemeinsamen Ausstellung mit André Kirchner und Nelly Rau-Häring im Haus am Kleistpark.

Die Ausstellung vereint drei fotografische Positionen – und Lebenswege – im Berlin der 1990er Jahre, dem ersten Jahrzehnt nach dem Fall der innerdeutschen Mauer. Gemeinsam ist den drei Fotografierenden der Blick von außen auf die fremde Großstadt, die sich eben erst anschickte, wieder eins zu werden aus den Verwüstungen, die ihr Bombenkrieg und Abriss, Autobahn- und Mauerbau geschlagen hatten. 1990/91 kreuzten sich erstmals ihre Wege im gemeinsamen Engagement für die Stadtfotografie.

Peter Thieme und André Kirchner sind gleichermaßen fasziniert von den städtebaulichen Brachen wie von den Fehlstellen der Architektur, die sie auf den Mattscheiben ihrer analogen Großformatkameras kopfstehen ließen. Nelly Rau-Häring hingegen fokussiert in ihrer Fotografie auf die Menschen.
In den klassischen Fotografien im Spektrum zwischen dokumentarischem Blick und Poesie ist das Lebensgefühl im Berlin jener Jahre zu entdecken.

Das ermöglicht es, sich mit dem Wandel der Stadt Berlin wie dem Einfluss von Geschichte auf das individuelle Leben auseinanderzusetzen, aber auch die Entwicklung des Mediums Fotografie im Spektrum von dokumentarischem Ansatz und künstlerischer Autorenfotografie nachzuvollziehen.

Mit freundlicher Unterstützung der Kulturförderungen der Schweizer Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt.

Was machst du mit dem Rest deines Lebens? Gruppenausstellung der Ostkreuzschule

Donnerstag, 27. März 2025
Die Ostkreuzschulen-Gruppenausstellung „What Are You Doing With The Rest Of Your Life?“ präsentiert Arbeiten aus der neuesten Seminarklasse von Anne Schönharting. Von Vergänglichkeit über historische Orte bis zur Schönheit der Natur und des Sommers berühren die gezeigten Arbeiten ein großes Spektrum an Themen.

Die Gruppenausstellung „What Are You Doing With The Rest Of Your Life?“ präsentiert Arbeiten aus der neuesten Seminarklasse der Ostkreuzschule von Anne Schönharting. Unter der Leitung der erfahrenen Ostkreuz-Fotografin Schönharting setzten sich die Teilnehmenden des einjährigen Seminars intensiv mit individuell gewählten Themen auseinander – inspiriert durch Einflüsse aus Kunst, Literatur, Philosophie und Soziologie. Ziel war es, durch gründliche Recherche, Perspektivwechsel und dialogische Bildbesprechungen eine neue Serie zu entwickeln oder ein bereits begonnenes Projekt zu vollenden. „Ein zentrales Element des Seminars war es, die Begeisterung für ein Thema zu wecken und ‚das Denken in Bildern‘ lebendig zu halten. Dies geschieht durch die Erfahrung, aktiv und langfristig an einem Thema zu arbeiten“, erklärt die Fotografin. „Das Kreisen um eine Idee, das Durchdringen, Durcharbeiten und Wechseln von Perspektiven, wurde in Bildbesprechungen sowie in Einzel- und Gruppengesprächen geübt.“

Im Zentrum stand dabei immer wieder die Frage, inwieweit fotografische Bilder nicht nur die äußere Welt abbilden, sondern auch von der eigenen Sichtweise erzählen. Die Ergebnisse der intensiven Arbeit der Seminarklasse werden nun unter dem Titel „What Are You Doing With The Rest Of Your Life?“ präsentiert.

Florian Bolk: Amateurfußball (Amateur Football)

Neben dem Profisport wird in Berlin durch den Berliner Fußball-Verband Fußball für Amateurfußballer:innen organisiert. Tausende Fußballer:innen fahren jede Woche zu ihren Austragungssportstätten und spielen, nach Altersklassen und in Ligen sortiert, gegeneinander. In den allermeisten Fällen ohne Publikum, Applaus oder mediale Aufmerksamkeit. Die Mannschaften sind eine Zweckgemeinschaft, ein heterogenes Gebilde bei dem in der Regel Männer und Frauen unter sich bleiben. Viele der Fußballer:innen spielen Jahrzehnte zusammen, eine Pseudofamilie, mit eigener Kommunikation und Intimität. Da die Spiele der Amateure den Profimannschaften Platz machen müssen, findet ein Großteil der Begegnungen nachts unter Flutlicht statt. Ziel der Serie ist ein Blick hinter die Kulissen dieser verschworenen Gemeinschaft und eine Bestandsaufnahme des Teams des Fotografen Florian Bolk. Er spielt in der Mannschaft des SCC, davor in der Uni-Liga Mannschaft Perels United, insgesamt seit 27 Jahren.

Stefan Fröhlich: Idee Und Werk (Idea And Creation)

Wie entstehen Kunstwerke? Diese Serie begleitet Künstler und Künstlerinnen bei der Arbeit und dokumentiert ihren kreativen Prozess. Portraits und Werkaufnahmen zeigen die Künstler im kreativen Fluss und geben Einblicke in die Entstehung ihrer Werke – von der ersten Inspiration bis zur finalen Ausführung.

Jannes Jaeger: we’re floating in space

Die Fotoserie ist aus einem fortlaufenden fotografischen Tagebuch hervorgegangen. Das Projekt archiviert alltägliche Beobachtungen, Ausschnitte, flüchtige Begegnungen wie langjährige Freundschaften. Gleichzeitig werden Wirklichkeiten und Erwartungen hinterfragt: Where do we go now but nowhere?

Sibylle Kölmel: „Halt mich auf dem Laufenden“

Im April 2024 ist mein Vater nach einer längeren Erkrankung verstorben – am Ende dann für mich doch sehr plötzlich. In den letzten Wochen vor seinem Tod haben wir uns nach längerer Distanz wieder angenähert. In der kurzen Zeit, die uns blieb, haben wir fast täglich telefoniert und viel über Fotografie gesprochen. Während dieser Gespräche hat er mir die Grundkenntnisse der analogen Fotografie vermittelt, mir all seine Kameras und seine Dunkelkammer vererbt – und mich bestärkt, unbedingt weiterzumachen. Tod, Vergänglichkeit und das eigene Älterwerden beschäftigen mich seit dem Verlust beider Eltern sehr. Seit einem Jahr arbeite ich an einer Serie, die ältere Menschen in ihrem Wohnumfeld zeigt. Der Titel des Projekts, Halt mich auf dem Laufenden, ist ein Satz, den mein Vater oft gesagt hat. Er berührt mich jedes Mal, wenn ich ihn höre – weil er so leicht gesagt und zugleich so ungemein verbindlich ist, im besten Sinne.

Benjamin Meinberg: Im freien Fall – Fotografien aus Tripoli, Libanon

Die Ausstellung zeigt Fotografien, die im Juli 2024 entlang der Corniche, dem lebhaften Stadtstrand von Tripoli, Libanon, aufgenommen wurden. Die Bilder fangen das Leben in der zweiten größten Stadt des Landes ein, die zwischen der Weite des Mittelmeers und den Herausforderungen einer von Krisen geprägten Zeit ihren Platz sucht. Dabei entfaltet sich das Porträt einer Stadt, das von der Schönheit des Sommers in einer von Krisen und Unsicherheit geprägten Gegenwart erzählt.

Andy Plötz: befinden.

Die Orte, an denen wir groß geworden sind, sind unweigerlich mit uns, unseren Leben, unseren individuellen biografischen Erzählungen verknüpft. Sie erinnern uns, wer wir damals waren und in gewisser Weise auch, wer wir heute sind. Andy Plötz lebt seit 20 Jahren in Leipzig und geht zurück an den Ort, an dem er aufgewachsen ist, eine kleine Gemeinde im Süden Sachsen Anhalts. Die Arbeit versteht sich als persönliche Spurensuche, als biografische Reflexion über Herkunft, Verbundenheit und Distanz. Die vorliegende Serie gibt einen Einblick in diesen Prozess und die so entstandene Materialsammlung. Sie widmet sich speziell dem Gefühl der Entfremdung. Die Bilder sind zwischen März und Dezember 2024 entstanden.

Suzanne Reichenbach: Contours

Diese Serie analoger Fotografien erkundet die Verbindungen zwischen Natur und weiblichen Körpern. Sie lädt dazu ein, den Blick sowohl auf Bilder der Natur und des Alltags als auch auf Frauenkörper zu richten, ohne sie zu sexualisieren oder zu objektifizieren. Haut, Licht, Texturen, Schatten und Transparenzen zeichnen eine gemeinsame Poesie von Frauen und Natur und erzählen von ihrer Universalität.

Lisa Schulz: Relicts Of Presence

Die Serie beschäftigt sich mit der Poesie der Zeit und lässt Vergänglichkeit und Beständigkeit assoziativ aufeinandertreffen. Aus Fotografien werden Fundstücke, die das Jetzt aufbewahren und von der heutigen Welt erzählen.

Annett Stenzel: LINES OF HISTORY

Die Kongresshalle in Nürnberg blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Geplant 1934 unter den Nazis, wurde sie um 1945 als Lagerort für Raumfahrt und Luftfahrt genutzt, dann ab 1972 als Lager für den Quelle Versand, als Trainingsgelände einer rechtsextremen Wehrsportgruppe (1980), als Theater-Spielort (2008), als Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und schließlich als Kunststätte „White Cube Kongesshalle“. Die Künstlerin Annett Stenzel zeichnet die Geschichte dieses Ortes in ihrer neuen Heimatstadt Nürnberg anhand von Fotografien nach.

Alle Arbeiten der Gruppenausstellung wurden in den p: berlin laboratories in Berlin-Schöneweide gedruckt.

BELIEVE – Eine fotografische Auseinandersetzung mit dem Glauben

Mittwoch, 19. März 2025
Eine Gruppenausstellung erkundet im Rahmen des diesjährigen EMOP das Thema Glauben: Die Ausstellung „Believe“ mit Dominik Maringer, Sabrina Weniger, Karin Kutter und Sabrina Michael lädt auf spirituelle Reisen und religiöse Erkundungen ein.

Religiöse Rituale, spirituelle Reisen, Glaubensgemeinschaften: Das Thema „Glauben“ steht im Mittelpunkt der Gruppenausstellung „Believe“. Vier Künstler:innen des Fotokollektivs _ebene zeigen hier im Rahmen des European Month of Photography 2025 (EMOP) ihre Arbeiten und setzen sich spielerisch und intim mit den Facetten des Glaubens auseinander. Die Bandbreite reicht von dokumentarischen Langzeitprojekten bis hin zu Live-Performances, bei denen auch die Besucher:innen selbst Teil der Kunst werden können. „Believe“ lädt dazu ein, über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Die Eröffnung findet am 23.3.2025 um 18 Uhr im Sankt Studio statt.

 

Mit dabei sind vier sehr unterschiedliche Künstler:innen. Dominik Maringer erkundet mit seiner dokumentarischen Reihe „We Believe“ religiöses Leben im modernen Berlin – von bekannten Glaubenshäusern bis hin zu verborgenen Orten, die Maringer an sein katholisches Heimatdorf in Österreich erinnern.

Sabrina Weniger begleitet in ihrem Werk „The Source“ fotografisch die spirituelle Reise von Chieh, der durch verschiedene Praktiken Selbstverständnis und Heilung sucht. Realität und Inszenierung verschmelzen in ihrer atmosphärischen Erzählung miteinander.

Traditionelle katholische Bräuche und Feiertage stehen im Fokus der Serie „Es begab sich aber zu der Zeit“ von Karin Kutter. Die Fotografin machte sich in ihrem niederbayerischen Heimatdorf auf Erkundungstour und gewährt Einblicke in ein Glaubensleben, das von Gemeinschaft und Ritualen geprägt ist.

Sabrina Michael lädt derweil die Besuchenden mit ihrer Arbeit „stream“ ein, ihre Begegnung mit dem eigenen Körper und Inneren fotografisch zu erforschen. Basierend auf Kirlian-Fotografie, bei der ein Bild durch die Erfassung von elektromagnetischen Feldern oder elektrischen Entladungen erzeugt wird, entsteht mittels Handsensor ein einzigartiges Porträt zum Mitnehmen.

Ein Begleitprogramm zu der Ausstellung umfasst einen Familiensonntag mit Kinderbuchlesung (23.3., 15 Uhr), eine Comedy-Show (23.3., 19.30 Uhr), eine Podiumsdiskussion zum Thema „Braucht es den Glauben überhaupt noch?“ (26.3., 18.30 Uhr) sowie einen Meditativen Fotowalk (27.3., 18 Uhr) sowie die Finissage inkl. Screening mit Bri Michael (30.3., 18 Uhr).

 

Neben den spannenden Arbeiten schafft auch der Ausstellungsort selbst einen Kontrast zwischen sakralem und weltlichem Raum: das Sankt Studio ist eine ehemalige Kapelle, die heute als kreativer Raum genutzt wird.

 

Die Arbeiten von Dominik Maringer und Sabrina Weniger für „Believe“ entstanden in den p: berlin laboratories in Berlin-Schöneweide.

Poesie und KalaschnikowsJohanna Maria Fritz im Willy-Brandt-Haus

Mittwoch, 12. März 2025
Die Fotografin Johanna-Maria Fritz ist derzeit eine der gefragtesten Foto-Reporter:innen – und Stammkundin in den p: berlin laboratories. Anlässlich des EMOP präsentiert Fritz nun in der Ausstellung „Zeit der Umbrüche“ beeindruckende Bilder aus Krisengebieten in der ganzen Welt.

Ein Soldat auf der Ladefläche eines LKW blickt abwesend in die Ferne, in seinen Augen spiegelt sich Erschöpfung, Schock, Desillusionierung; ein Auto liegt kopfüber auf einer völlig zerstörten Straße während im Hintergrund ein Unwetter den Himmel verdunkelt; eine Kalaschnikow lehnt im hellen Sommerlicht an einem Zaun, umgeben von pinken Blumen.

Dies sind Eindrücke, die die Fotografin Johanna-Maria Fritz unmittelbar nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 in der Ukraine festhielt. Seither ist die Fotografin mehrmals in das Land zurückgekehrt und hat eine andauernde Serie von ebenso poetischen wie dokumentarischen Bildern geschaffen.

Aber auch in anderen Krisenregionen war Fritz unterwegs, immer auf der Suche nach besonderen Szenen und Momenten, die sie fotografisch festhielt: Sie porträtierte Talibankämpfer in Afghanistan, dokumentierte, wie Frauen im Sudan sich mit heimischer Alkoholherstellung über Wasser halten, begab sich auf die Spuren von „Hexen“ in Rumänien und hielt die Hinterlassenschaften des „Islamischen Staats“ in Syrien fest.

Mit einem journalistischen Ansatz, der das Künstlerische der Fotografie nicht aus dem Blick verliert, sucht die 30-jährige Fotografin nach Motiven in Konflikt- und Kriegsgebieten, in zerfallenden Staaten, bei verfolgten Minderheiten und an den Rändern der Gesellschaft. Ihre intensiven Bilder erscheinen in internationalen Medien und helfen immer wieder, die menschliche Seite der Konflikte zu verstehen und sie in Relation zu den Betrachtenden zu setzen.

Die Ausstellung „Zeit der Umbrüche“ im Willy-Brandt-Haus präsentiert nun anlässlich des European Month of Photography (EMOP) die beeindruckenden Arbeiten von Johanna Maria Fritz. Die Ausstellung läuft noch bis zum 25. Mai 2025 und präsentiert Arbeiten aus den Jahren 2014 bis 2024.

Die großformatigen Prints für die Ausstellung wurden in der Werkstatt von p: berlin gefertigt. Die High-End-Ausstattung der Werkstatt ermöglicht Fotograf:innen, ihre Prints mit größter Präzision und Detailgenauigkeit zu realisieren.

Schnittstellen der Realität„Patterns of Transition“ von Jewgeni Roppel und Verónica Losantos

Dienstag, 11. März 2025
Schnittstellen, Übergänge, Zwischenräume – diese ambivalenten Spaces erkunden die Fotograf:innen Jewgeni Roppel und Verónica Losantos anlässlich des EMOP in der Ausstellung „Patterns of Transition“.

Schnittstellen sind per se interessant, weil sie sich immer dort finden, wo zwei Dinge aufeinandertreffen. Für die Fotograf:innen Jewgeni Roppel und Verónica Losantos sind in ihrer gemeinsamen Ausstellung „Patterns of Transition“ anlässlich des EMOP 2025 ganz unterschiedliche Schnittstellen interessant: Bei Losantos geht es um biografische Überschneidungen, während Roppel den Raum zwischen Realität und Künstlichkeit in den Blick nimmt.

Verónica Losantos stammt aus Spanien und lebt seit 17 Jahren in Deutschland. Das Pendeln zwischen zwei Ländern und Kulturen hat Einfluss auf ihr Gefühl von Zugehörigkeit – ein Phänomen, das viele Langzeitmigrant:innen kennen. In Deutschland wird sie oft „Victoria“ genannt, ein Name, den sie für dieses Projekt als ihr „deutsches Alter Ego“ begreift.

Durch Fotografien, Archivmaterial, Texte und psychogeografische Ansätze visualisiert Losantos diese alternative Identität als eine in Deutschland geformte Persona. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit den Spannungen migrantischer Identität auseinander, hinterfragt die fortwährende Entwicklung des Selbst und untersucht, wie räumliche und kulturelle Erfahrungen das Empfinden von Zugehörigkeit prägen.

Jewgeni Roppel hingegen erforscht in seinem Langzeitprojekt „ATEMETA“ die Schnittstellen zwischen physischer und metaphysischer Existenz sowie die Auswirkungen der fortschreitenden Digitalisierung. Durch die Analyse von Mustern aus unterschiedlichen Zeitebenen verwebt er Vergangenheit und Zukunft zu einem gegenwärtigen Narrativ.

Das Projekt ist ein experimenteller Bildfindungsprozess, der von Natur, Religion, Götterkult und Philosophie inspiriert ist. Es setzt sich mit der Ästhetik digitaler Medientechnologien, künstlicher Intelligenz und naturwissenschaftlicher Prinzipien auseinander. In einem erweiterten Kontext kombiniert Roppel dokumentarische, experimentelle und KI-generierte symbolische Darstellungen, um assoziative Bildräume zu erschaffen, die neue Perspektiven auf die digitale und spirituelle Wirklichkeit eröffnen.

Im Rahmen des diesjährigen European Month of Photography (EMOP) präsentieren die beiden Künstler:innen ihre Arbeiten nun in der Gemeinschaftsausstellung „Patterns of Transition“ im Projektor der HAWK – Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst.

Die Prints für die Ausstellung entstanden in den p: berlin laboratories.

"Die Kamera zwingt dich zum Sehen”Interview mit Hans Keist, Geschäftsführer bei ALPA

Freitag, 30. August 2024
Der Schweizer Kamerahersteller ALPA gehört zu den größten Playern im Bereich der High-End-Fotografie. Kurz vor dem gemeinsamen Fotoworkshop von ALPA und p: berlin am 27.-29.9.2024 erzählt Geschäftsführer Hans Keist im Gespräch, welche Herausforderungen die Branche heute meistern muss.

Sven Stienen: Du hast im Vorgespräch gesagt, dass Du eigentlich mit Fotografie gar nicht viel zu tun hast – was ist Dein Hintergrund und wie bist Du zu ALPA gekommen? 

Hans Keist: Von Beruf bin ich Maschineningenieur, habe aber zusätzlich ein Studium in Betriebswirtschaft gemacht. Während des Studiums habe ich schon mit schwarz-weiss Fotografie experimentiert, aber eher als privates Hobby. Nach der Uni habe ich fast 25 Jahre weltweit in der Öl- und Gasindustrie gearbeitet, in Asien gelebt, bin viel gereist und habe währenddessen eine Affinität zu Kulturen und der Zusammenarbeit mit Menschen entwickelt. Nach meiner internationalen Zeit habe ich als Geschäftsführer eine Firma umgebaut und war einige Jahre selbstständig als Interimsmanager und Unternehmensberater in der Schweiz unterwegs. Über das damals entstandene Netzwerk und die private Beziehung zu Ursula Capaul und Thomas Weber (Anm.d.Red.: ehemalige Eigentümer von ALPA) kam dann im Herbst 2021 die Anfrage, ob ich ALPA übernehmen würde.   

Sven Stienen: Warum hast Du Dich darauf eingelassen?

Hans Keist: Ich habe das Potential und die Herausforderung gesehen. Meine Wahrnehmung von ALPA war, dass dort sehr viel technisches Wissen im Unternehmen existiert, sowohl was die Fotografie angeht als auch die Technik. Auch die Beziehungen zu den Lieferanten und Partnern habe ich als großes Potential erkannt: ALPA ist stark international ausgerichtet, obwohl das Unternehmen klein ist. Der Großteil unseres Umsatzes kommt aus China. Und da habe ich meine Passion gesehen: Es geht neben der Betriebswirtschaft sehr stark um Beziehungen zu Menschen, und da kann ich meine internationale Erfahrung hineinbringen. Meine betriebswirtschaftlichen Kompetenzen helfen mir, mit noch bestehenden Defiziten zu identifizieren und kontinuierlich zu verbessern.  

Sven Stienen: Ein Match made in heaven … 

Hans Keist: Vielleicht … Ich kann keinem der Fotograf:innen, die bei uns ein- und ausgehen, das Wasser reichen, aber ich kann mit meinen spezifischen Erfahrungen andere Mehrwerte einbringen. Das ist das eine, das Rationale; aber ich habe auch gleich gemerkt, wie groß der Fokus auf Kunst und auf Beziehungen zu Kunstschaffenden ist. Das fasziniert mich. Im Gasgeschäft, unter Ingenieuren, war alles durch Rationalität und Fakten bestimmt. Bei ALPA geht es um Beziehungen, um Vertrauen und darum, sich Zeit zu nehmen und etwas aufzubauen. Hier kann ich etwas einbringen. IWährend meiner Auslandsaufenthalte habe ich gelernt, mich auf Menschen und Kulturen vorbehaltlos einzulassen, um Vertrauen zu schaffen und Beziehungen aufzubauen. Das ist eine wesentliche Geschäftsgrundlage und gemeinsam mit dem künstlerischen Aspekt hat es mich dazu bewogen, bei ALPA einzusteigen.   

Alexander Schippel: Du hast gerade erwähnt, wie wichtig Asien für ALPA ist. Kannst du beschreiben, was den chinesischen Markt für euch als Kamerahersteller vom Europäischen unterscheidet? 

Hans Keist: Chinesische Kund:innen, die eine ALPA kaufen, sind meist passionierte Amateurfotograf:innen. Sie gehören zur wohlhabenden Schicht und sind sehr vermögend. Sie kaufen mit einer ALPA vor allem eine Geschichte und ein Statussymbol. Professionelle Fotografierende in Asien kaufen hingegen eher selten unsere Kameras. Aber diese Tendenz gilt tatsächlich auch für den europäischen Markt. 

Sven Stienen: Die Fotobranche, vor allem im High-End-Segment, ist angeschlagen und auch ALPA muss um Marktanteile kämpfen. An welchem Punkt war das Unternehmen wirtschaftlich, als Du eingestiegen bist?

Hans Keist: Die Pandemie ist natürlich an uns nicht spurlos vorbeigegangen. Als ich eingestiegen bin, war die Philosophie bei ALPA, immer das ultimative technische Produkt zu liefern. Das Denken des Unternehmens war auf das Element Technik fixiert. Daraus folgte auch ein gewisses elitäres Denken: Die Leute müssen es sich verdienen, mit einer unserer Kameras zu arbeiten. Meine Erfahrungen in Asien und im Nahen Osten haben mich etwas anderes gelehrt. Ich habe gemerkt, dass der entscheidende Faktor die Beziehung zu Menschen und die Nähe zu den Fotograf:innen ist. Was ist deren Lebensgeschichte, was sind ihre Ambitionen? Das ist in meinen Augen genauso wichtig, wie die beste Technik zu liefern.  

Sven Stienen: Du hast also eine neue Vision für das Unternehmen mitgebracht?

Hans Keist: Ja, absolut. Wir haben sehr schnell gemerkt, dass wir mit der ALPA zu den Leuten hingehen müssen, dass wir das Thema Digitales Mittelformat in Workshops hineintragen und die Faszination für diese Art der Fotografie entwickeln müssen. Wenn uns das gelingt, dann werden sich auch unsere Kund:innen in die ALPA verlieben – und so können neue Geschäfte und neues Wachstum entstehen.  

Sven Stienen: Dennoch bleibt die überragende Technik eines der wichtigsten Argumente von ALPA. Hast Du auch in dem Bereich neue Ideen und Ziele mitgebracht? Gibt es konkrete Projekte, an denen ihr arbeitet?

Hans Keist: Wir haben in vielen Gesprächen mit Kunden, Lieferanten und Partnern festgestellt, dass der mechanische COPAL-Verschluss auf der Wunschliste ganz oben steht. Das macht uns große Mühe, denn dieser spezifische Kameraverschluss wird seit 2016 nicht mehr produziert. Wir sind seit längerem auf der Suche nach einer Nachfolgelösung. Derzeit sieht es so aus, dass wir bald selbst einen neuen mechanischen Verschluss anbieten können. Das wäre ein großer Erfolg, nicht nur für ALPA, sondern für ganz viele Hersteller wie z.B. Cambo oder ARCA Swiss, die diesen dann ebenfalls nutzen könnten. Damit würden wir der Mittelformatfotografie eine Zukunft sichern, denn dann könnten wir auch neue Kundengruppen ansprechen, die bisher vielleicht nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, unsere Produkte zu nutzen. Ein Kamera-Rückteil mit guter Auflösung und einem mechanischen Verschluss könnte unsere Produkte kompatibel für die Ansprüche eines jüngeren Publikums und auch der Berufsfotograf:innen machen. Der mechanische Verschluss würde uns auch die Tür in Richtung Analogfotografie öffnen. Es ließe uns ein Paket schnüren, das für Profis und angehende Profis attraktiv wäre.  

Alexander Schippel: Wenn es euch nicht gelingt, die Teile selbst zu produzieren, könnte es dann schwierig werden, die Zukunft der analogen Fotografie zu sichern? 

Hans Keist: Wir sichern den Zugang zu Komponenten und Teilen durch enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern und Firmen. Bei mechanischen Verschlüssen vertrauen wir auf Quellen aus unseren internationalen Netzwerken. Wir können immer noch Filmrückteile bei unserem Partner Linhof in Bayern beziehen. Aber manchmal ist es wirklich schwierig, diese alten mechanischen Verschlüsse zu finden. Wir versuchen dann teilweise, weltweit an alte Optiken zu kommen, die noch solche Verschlüsse haben, die wir dann ausbauen. Der Verschluss ist also der Flaschenhals – mit ihm können wir die analog arbeitenden Fotograf:innen bedienen. Wir haben immer wieder Fotograf:innen, die bei uns in Zürich anklopfen und den Wunsch äußern, mit einer ALPA in die Analogfotografie einzutreten. Der Bedarf ist also definitiv da und ich sehe es als eine Aufgabe für unser kleines Unternehmen, mit Mitanbietern gemeinsam diese Herausforderung anzunehmen und unser Überleben zu sichern.  

Alexander Schippel: Aus unserer Vereinsperspektive, mit einem breiten Spektrum an Mitglieder:innen und befreundeten Fotograf:innen, ist es wünschenswert, zukünftig mehr jüngere Fotograf:innen beim Thema digitales Mittelformat anzusprechen. Die Qualität der Fotografie und die viel größeren technischen Möglichkeiten, die die Produkte von Phase One oder ALPA bieten, sind bereichernd auch für andere Arten des Fotografierens und setzt in Bezug auf die Qualität Maßstäbe. 

Hans Keist: Da ist einerseits unsere Technik, die auf ihre Weise ausgeprägt und besonders ist, aber dann eben auch der Vorgang des Fotografierens. Viele Fotograf:innen sagen mir, dass sie vor allem über das Arbeiten lernen. Die Kamera zwingt dich zum Sehen, bevor das eigentliche Bild entsteht, und das ist ein wesentlicher Teil des Prozesses. Ich sehe die ALPA nicht nur als technisches Element, sondern als gestalterisches Werkzeug, das mit sehr viel Inspiration und Kreativität eingesetzt wird. Und so möchte ich, dass unsere Produkte gesehen werden.   

Alexander Schippel: Du bist in der Fotowelt sehr gut vernetzt – wie siehst du als Unternehmensberater die Branche? Wie schätzt du die Zukunft der Fotografie ein, wenn immer mehr ausgebildete Fotograf:innen Mühe haben, wirtschaftlich zu überleben? 

Hans Keist: Ich sehe auch, dass die Kosten für Fotografierende zum Teil nicht mehr amortisierbar sind. Von außen betrachtet, wird der Branche eigentlich ein Wachstum von zwei bis drei Prozent zugeschrieben. Dieses wird im Wesentlichen von den großen Produzenten wie Fujifilm und Hasselblad absorbiert. Eigentlich bleibt für die Kleinen, zu denen auch ALPA gehört, nicht mehr viel übrig. Es kommt bei uns noch erschwerend hinzu, dass wir bei unseren Kooperationspartnern wie z.B. Rodenstock Optik immer nur sehr kleine Margen der hochpräzisen Optiken abnehmen. Wir Kleinunternehmen müssen wirklich aufpassen, dass wir solchen Produzenten zukünftig ausreichend Umsätze sichern, damit sie nicht gezwungen sind, die Produktion von Optiken irgendwann einzustellen. Gleichzeitig merken wir, dass bei der Nachfrage von den teuren digitalen High-End-Backs der Markt nicht ungeheuer groß ist. Es muss uns also in Zukunft gelingen, unsere Produkte attraktiver zu machen und neue Zielgruppen anzusprechen.  

Sven Stienen: Versuchen gerade alle dieser sehr spezialisierten Anbieter eine Art Allianz aufzubauen, um gemeinsam ihren Markt zu retten?  

Hans Keist: Ja und nein. Allianzen sind gut, gleichzeitig hat jeder Akteur immer auch seine eigene Seele. Zugleich bin ich davon überzeugt, dass die Zukunft der spezialisierten Anbieter in der Zusammenarbeit liegt, ohne dabei den Geist des Wettbewerbes im Markt zu untergraben. Nur im Schulterschluss gibt es eine Überlebenschance und Möglichkeiten, den Fotografierenden Angebote zu machen, die auch bezahlbar sind. Wenn jeder nur in seiner eigenen Mühle mahlt, dann werden wir Schwierigkeiten bekommen. Natürlich sind wir Konkurrenten, das liegt in der Natur der wirtschaftlichen Unternehmung. Aber alle beziehen die gleichen Komponenten von Anbietern wie Phase One oder Rodenstock. Wir müssen und können also gemeinsam darauf achten, dass wir bei diesen zentralen Zulieferern genügend Nachfrage erzeugen. Nur in der Kooperation liegt eine Zukunft, und ich weiß aus Gesprächen, dass alle den gleichen Leidensdruck haben.    

Alexander Schippel: Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Vorteile des langsamen, konzentrierten Arbeitens – der Fotografierende geht raus in die Welt, stellt seine Kamera ein und muss sich beim Ergebnis darauf verlassen, dass er die richtigen Entscheidungen getroffen hat – heute ganz in Vergessenheit geraten sind. Vielen Fotograf:innen, die zu uns kommen, fehlt eigentlich die Möglichkeit zur Praxis, sie haben keinen Zugang zur Technik. Und wie es scheint, wird die Mittelformatfotografie heute maßgeblich durch die Nachfrage auf dem chinesischen Markt und die Bedürfnisse weniger, sehr erfolgreicher Fotograf:innen bestimmt. Ist der Branche überhaupt bewusst, dass an vielen Schulen und Unis der Zugang zur digitalen Fachkamera nicht da ist und dass die Studierenden von heute als Kund:innen von morgen keinen Zugang zu euren Angeboten haben? 

Hans Keist: Es ist sicherlich korrekt, dass Universitäten weniger im Blickfeld von Unternehmungen wie ALPA sind. Die Branche hat das wahrscheinlich weniger im Blick. Wir haben unsere Produkte mit einem entsprechenden Preisniveau und das führt dazu, dass die Unis als Markt nicht im Fokus sind, weil dort keine Verkäufe stattfinden. Man konzentriert sich also auf Leute, die sich unser jeweiliges Angebot leisten können. Aber wir beginnen jetzt langsam umzusteuern. Bei den Schweizer Kund:innen kann man es schon sehen: Wir haben viele Anfragen für Workshops, immer wieder kommen Leute, um sich eine ALPA-Kamera auszuleihen und selbst zu erfahren, was den Unterschied zu industriellen Kameras ausmacht. Wir suchen auch die Nähe zu den Universitäten hier in Zürich, um zu lernen, wie wir damit umgehen können. 
Gleichzeitig unterstützen wir junge Fotokünstler und bieten über einen längeren Zeitraum Zugang zu unseren Kameras. Wir können unsere Produktion und unseren Markt nur langfristig sichern, wenn wir die jüngere Generation davon überzeugen können, dass die Investition in ein teures Gerät sich lohnt. Es geht hier nicht nur um ALPA, sondern um das ganze Mittelformat. Wenn es ausstirbt, verlieren wir auch aus künstlerischer Sicht viele gestalterische Elemente, die mit der Industriekamera nicht möglich sind.  

Sven Stienen: Du hast gerade eure Workshops erwähnt. Was sind die Themen und Inhalte der Workshops? Wie wichtig ist euch die Möglichkeit, das Potential eurer Kameras in der Praxis zu vermitteln?   

Hans Keist: Wir versuchen mit den Workshops, Menschen zusammenzubringen, die eine Passion für Fotografie haben, und ihnen beim Fotografieren mal eine ALPA in die Hand zu geben. Dabei sind viele Faktoren des Erlebens wichtig, die Verarbeitung, das Handling, das Design und nicht zuletzt die tollen Möglichkeiten der Kamera. Wir wollen unsere Geschichte in die Workshops hineintragen, verschiedenen Dimensionen ansprechen und nicht einfach nur über Technik reden. Es geht um mehr als technischen Vorsprung, ich glaube, dass es fast unmöglich ist ein Kamerasystem in der Größenordnung von 50.000 bis 60.000 EUR kommunikativ zu erfassen. Da spielen Emotionen und Wahrnehmungen eine Rolle und es sind finanzielle Aspekte mit im Topf, die dann entscheiden, ob es passt oder nicht.   

Sven Stienen: Im Rahmen der p: berlin academy sind auch Workshops mit ALPA und Phase One geplant, es gab bereits in der Vergangenheit Workshops an unserem Standort in Berlin. Wie wichtig sind solche Kooperationen für ALPA? 

Hans Keist: Alpa verfolgt bei diesem Thema zwei Stoßrichtungen. Einerseits haben wir unsere ALPA-Akademie mit Marken-Ambassadoren und Workshops, auf der anderen Seite sind wir immer offen für Kooperationen wie zum Beispiel mit p: photography unlimited e.V. Wir möchten auf Bedürfnisse in der Foto-Community reagieren und sind dankbar, wenn ihr sie uns mitteilt. Wir schicken dann gern Equipment und Experten, um eine gute Experience vor Ort zu ermöglichen. Wir als Firma sind zu klein, um aus der Schweiz heraus internationale Workshops in Berlin oder anderen Metropolen zu organisieren. Wir vertrauen auf Partner wie euch und suchen langfristige, tragende Beziehungen, mit denen wir die Geschichte von ALPA zu den Menschen tragen können.  

Sven Stienen: Als Fördermitglied von p: photography unlimited e.V. leistet ALPA einen aktiven Beitrag zur Vernetzung und Weiterentwicklung der Szene, auch in Berlin. Siehst du dieses Engagement im Kontext des von Dir erwähnten Schulterschlusses der ganzen Fotobranche im Bereich Groß- und Mittelformat? 

Hans Keist: Definitiv! Wie gesagt, wir sind eine Handvoll Personen in der Schweiz und unsere Ressourcen sind sehr schnell absorbiert. Wir würden allein eine solche Reichweite gar nicht hinbekommen. Wie sollen wir es allein schaffen, einen Workshop z.B. in Schottland zu organisieren, bei dem die Teilnehmenden mehrere Tage zusammen verbringen, über Gott und die Welt diskutieren, Fotos machen, sich austauschen und für das gleiche Thema brennen? Bei solchen Treffen passiert unglaublich viel und das ist für mich enorm wichtig. Darum habe ich manchmal Mühe, wenn wir einfach nur über Millimeter, Verstellwege und Brennweiten sprechen. Es sind die Menschen mit ihren Ideen, die Fotografie leben. Ich möchte viel mehr von diesen Menschen ansprechen und dafür sind Partner wie p: berlin unverzichtbar.  

Sven Stienen: Eine Frage zum Abschluss: Wo siehst du die Fotobranche in fünf Jahren? Was würdest du dir wünschen, damit es eine hoffnungsvolle und aussichtsreiche Zukunft wird? 

Hans Keist:  Ich gehe davon aus, dass Fotografie als Kunst- und Kommunikationsform weiterhin einen großen Stellenwert in unseren Gesellschaften einnimmt. Ich wünschte mir aber, dass Fotos als Form des Geschichtenerzählens bewusster wahrgenommen und weniger einfach nur konsumiert werden. Dass das Erschaffen von Fotos die Wertschätzung in der Gesellschaft erfährt, die es verdient. Dass Menschen, die Ihre Passion zum Beruf machen, davon leben können.
Ideal wäre aus meiner Sicht, dass das Mittelformat bei Profis und den passionierten Fotografierenden wieder stärker präsent wäre. Ich würde mir außerdem wünschen, dass Fotografie wieder mehr als bewusster, kreativer Akt und weniger inflationär, wie in den sozialen Medien, praktiziert würde.
Ich bin wie gesagt kein Fotograf, umso spannender finde ich die Fotograf:innen, zu denen ich einen persönlichen Bezug habe und bei denen ich verstehe, was sie im Bild ausdrücken wollen. Eigentlich faszinieren mich die Menschen und was aus ihrer Arbeit entsteht – ich hoffe, dass wir noch viele dieser Geschichten erleben und erzählen dürfen.  

Gemeinsam mit unserem Partner ALPA bieten wir in der p: berlin academy Workshops zum Thema „Architektur- und Industriefotografie im digitalen Mittelformat“ an! In den Workshops lernen die Teilnehmenden die grundlegenden Fähigkeiten in der Großformatfotografie und erhalten die Gelegenheit, im UNESCO-Welterbe der ehemaligen Osramwerke in Berlin-Spandau auf fotografische Erkundungstour zu gehen. Während des gesamten Workshops ermöglichen p: berlin und ALPA außerdem allen Teilnehmenden, High-End-Produkte von ALPA zu nutzen und auszuprobieren. Der nächste Workshop findet am 27. – 29.9.2024 statt. Alle weiteren Infos gibt es hier.

ALPA of Switzerland
Ueberlandstrasse 241
8600 Dübendorf
Switzerland

Webseite:
https://de.alpa.swiss/

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Telephone: +41 44 383 92 22
Email: alpa@alpa.ch

HinterlassenschaftenSowjetische und US-amerikanische Kasernen in Großformatfotografien

Sonntag, 23. Juni 2024
Nach dem Abzug der alliierten Truppen aus Deutschland Anfang der 1990er Jahre hielt der Fotograf Christian Adam deren verwaiste Kasernen fest. Ein ästhetisches Zeitdokument im Großformat.

In der Zeit zwischen 1993 und 1995, unmittelbar nach dem Abzug der alliierten Truppen aus ihren jeweiligen Standorten in Deutschland, ging der Fotograf Christian Adam auf die Jagd. Mit seiner Großformatkamera fotografierte er Liegenschaften der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) in Elstal/Dallgow-Döberitz, Schönwalde-Glien, Forst Zinna und Altes Lager bei Jüterbog, Fürstenberg/Havel, Werder/Havel, Vogelsang bei Zehdenick sowie der US-Army in Berlin Lichterfelde.

Adam arbeitete mit einer analogen Tachihara-Laufboden-Kamera im Format
8 x 10 Inch auf Planfilm. Die schwere Holzkamera mit Stativ und das eingesetzte mittelempfindliche Farbnegativ-Material mit Belichtungszeiten von teilweise mehreren Minuten bestimmten die Arbeitsweise: Sorgfältige Motivauswahl, meditativ-statische Aufnahmesituation. So entstand eine durchkomponierte Kleinserie im Großformat, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, eher auf der Suche nach dem exemplarischen Motiv.

Die Serie wurde vom „Foto-Chemie-Riesen“ Agfa sowie vom Großformatfotografen Eberhard Grames mit Filmmaterial gesponsort. Die Fotos wurden im Rahmen von Gruppenausstellungen unter anderem 1994 bei „FallWallFall“ in der Berlinischen Galerie im Gropius-Bau, im Goethe-Institut Paris oder bei den 3. Internationalen Fototagen Herten ’95 gezeigt. Veröffentlichungen der Bilder erfolgten im Zeit-Magazin, der Wochenzeitung Trouw (Amsterdam) und in Photo Technik International.

2024 besuchte Christian Adam das Analog-Farblabor von photography unlimited, um einzelne Aufnahmen aus der Serie neu zu printen, unter anderem für ein Ausstellungsprojekt im Museum Berlin-Karlshorst. Es wurden Kontaktabzüge erstellt auf Fuji Crystal Archive DP II im RA-4 Prozess. Dieses Papier kommt von der Farbcharakteristik und Anmutung her sehr nahe an das alte Fujicolor Super FA 3 heran.

Christian Adam wurde 1966 in Lörrach geboren. 1990 schloss er die Ausbildung zum Fotografen am Lette Verein Berlin mit einer Gesellenprüfung ab. Es folgte ein Studium der Germanistik und Publizistik mit Promotion. Studienbegleitend arbeitete Adam als Fotoassistent im Bereich Werbefotografie sowie als Fine-Art-Printer unter anderem für Hans Pieler (†). Heute ist er Leiter des Fachbereichs Publikationen im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

Wer Adams Bilder der verlassenen Stützpunkte aus den 1990er Jahren sehen will, findet sie ab 11 Juli in der Ausstellung „Hinterlassenschaften. Sowjetische und US-amerikanische Kasernen in Großformatfotografien“ im Museum Berlin-Karlshorst.

Fossile Fights und kindliche Pietät:Abschlussausstellung Jahrgang ACHTZEHNder Ostkreuzschule für Fotografie

Donnerstag, 2. Mai 2024
Am 8. Mai 2024 feiert ein weiterer Jahrgang der Ostkreuzschule seinen Abschluss mit einer großen Ausstellung.

26 Fotograf:innen aus ganz unterschiedlichen Ländern zeigen spannende Positionen, die sich kritisch mit Themen wie Kolonialismus, Umweltgerechtigkeit oder den Lebenswirklichkeiten unterschiedlichster Communities auseinandersetzen. Aber wie immer finden sich unter den Abschlussarbeiten aus den Klassen von Irina Ruppert, Ludwig Rauch und Göran Gnaudschun auch konzeptionelle Ansätze, die sich mit abstrakten Konzepten wie Vergänglichkeit, Identität oder der eigenen Biografie beschäftigen.

Traditionellerweise arbeiten viele der Absolvent:innen der Ostkreuzschule auch in den Werkstätten von p: photography unlimited e.V., so auch dieses Jahr wieder. Hier einige der Arbeiten, die in Schöneweide gedruckt wurden:

Vincent Wechselberger gibt mit seiner Serie READY (2022–2024) einen eindrucksvollen Blick in den Berliner Lifestyle, „early 2000s Bruce La Bruce“. Die Bilder aus der Berliner Nacht, die Sexualität, Drogen und Nachtleben thematisieren, changieren zwischen Nähe und Entrücktheit, zwischen Intimität und Kälte – und lassen dabei doch nicht kalt.  

Nico Knoll setzt sich in seiner Serie „Fossil“ (2022–2024) mit dem hochaktuellen Thema der Klimagerechtigkeit und dem wachsenden Klima-Aktivismus auseinander – und trifft damit ins Herz des uralten Konflikts zwischen den Profitinteressen und denen, die um Frieden und Lebensgrundlagen fürchten. Die eindringlichen Schwarz-Weiß-Fotos spiegeln die Ernsthaftigkeit des Themas wider und werfen mal plakativ, mal subtil Schlaglichter auf diejenigen, die sich gegen die weitere Förderung fossiler Brennstoffe und den Ausbau neuer klimaschädlicher Großprojekte stellen.  

Traditionelle männliche Stereotype und patriarchale gesellschaftliche Normen sind die Themen von Elliot Kreyenberg und seiner Serie „Something Was Missing Within“ (2022–ongoing). Während traditionelle Normen die maskuline Stärke fokussieren, leiden Männer heute mehr denn je unter den Folgen – sie schaden anderen und sich selbst, weil ihnen Emotionalität fehlt. „Something Was Missing Within“ handelt von Mangel an Zärtlichkeit und Sensibilität und dem klaustrophobischen Gefühl, männlichen Stereotypen entsprechen zu müssen.  

Das chinesische Schriftzeichen (xiao) wird gemeinhin als „Kindliche Pietät“ übersetzt und beschreibt das konfuzianische Prinzip der Liebe und des Respekts gegenüber der Familie, den Eltern und den Ahnen. Mengyu Zhou spürt diesem Phänomen in ihrer Reihe „The Filial Daugter 孝女“ (2022–2024) nach: Ihre Protagonistin Orange scheint entrückt, wartend, als ob ihr Leben an ihr vorbeizieht, während es passiert – mit dem Blick stets auf die Familie und die vielen Erwartungen gerichtet, die ihre Rolle als Frau in der chinesischen Gesellschaft an sie stellt.  

Diese und weitere spannende Positionen gibt es ab 8. Mai 2024 im Konnekt.Berlin. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Workshops, Podiumsdiskussionen, thematischen Kurator:innenführungen und Portfolio-Reviews rundet die Werkschau ab.  

E-Mail: jahrgangachtzehn@gmail.com
Instagram: @jahrgangachtzehn 
Website: https://jahrgangachtzehn.de/ 

Fotopodcast.de - mehr als nur Zuhören!Beitrag über p: berlin

Freitag, 16. Februar 2024

Seit mehr als 15 Jahren berichten Michael Eloy Werthmüller und die weiteren fotopodcast-Teammitglieder über alles rund um die Fotografie. Von Foto-News über Ausrüstungstests bis hin zu Fotograf*innenporträts deckt der Podcast alles ab, was Fotografierende interessiert. „Wir sind selbst alle haupt- oder nebenberufliche Fotografen“, erklärt Michael, „und wir scannen permanent die Szene und berichten über alles, was wir selbst spannend finden.“ Der Suchradius erstreckt sich dabei über den ganzen deutschsprachigen Raum, denn das Team ist geografisch breit aufgestellt: die Macher hinter dem fotopodcast sitzen in Düsseldorf, Karlsruhe, Groß-Gerau bei Frankfurt und Fulda und berichten überregional aus dem fotografischen Geschehen weltweit und aus dem eigenen Fotografie-Alltag.

In der neuesten Folge von fotopodcast.de geht es um photography unlimited berlin. „Wir sind durch einen Beitrag im Magazin Monopol auf den Verein aufmerksam geworden und fanden das Konzept mega“, erinnert sich Michael. Als Fan von analogen Prints in einer zunehmend digitaler werdenden Welt haben Michael besonders das analoge Labor und die Printer in den p: berlin laboratories fasziniert. „Das Rundum-Paket mit dem großen Fotostudio, einer Vielfalt an Licht und Technik sowie der Dunkelkammer und den Printern betrachten wir als wichtige Bereicherung für die Fotoszene“, erklärt der Podcaster. Das neue Workshopprogramm in der p: berlin academy hat das Podcastteam dann gänzlich überzeugt und der Entschluss, über p: berlin in der aktuellen Folge zu berichten, stand fest.

Vor der Pandemie, so erzählt Michael, habe er ein eigenes Studio gehabt, das er allerdings schließen musste. Danach habe er gemeinsam mit Freunden überlegt, ein Mietstudio zu eröffnen – entschied sich dann aber gegen das Commitment und konzentrierte sich stattdessen auf seine Fotoarbeit On Location oder in gemieteten Studios. „Umso wichtiger finde ich es, dass solche Angebote wie von p: berlin existieren, damit alle Fotografierenden zu erschwinglichen Preisen die Möglichkeit haben, ihre Arbeiten zu realisieren und auszudrucken“, sagt Michael.

Die aktuelle Folge von fotopodcast.de mit der ganzen Story über photography unlimited und vielen weiteren spannenden Themen ist ab sofort abrufbar unter: https://fotopodcast.de/fpc393/

Fotopodcast.de – mehr als nur Zuhören!

Rückblick Herbstfest 2023Grund zum Feiern bei p: berlin

Montag, 11. Dezember 2023
Nach vielen Wochen Arbeit konnten wir beim p: berlin Herbstfest in Schöneweide endlich unser neues Studio und das Academy-Programm 2024 vorstellen – und mit euch ins Gespräch kommen

Es liegen arbeitsreiche Wochen hinter dem Team von photography unlimited e.V.: In der zweiten Jahreshälfte stand bei uns alles im Zeichen der Neueröffnung des Studiobereichs sowie der p: berlin academy, in der wir ab 2024 ein umfassendes Weiterbildungsprogramm für Fotografierende anbieten. Doch am 30. November war endlich alles fertig und wir luden euch und unsere Partner zum gemeinsamen Herbstfest in die p: berlin Laboratories in Berlin-Schöneweide ein.

Bei Getränken, Snacks und guter Stimmung war das eine wunderbare Chance zum Austausch zwischen unseren Nutzer:innen, den Dozent:innen der p: berlin Academy und natürlich auch dem Team von p: berlin. Wir freuen uns, dass so viele die Gelegenheit genutzt haben, sich den neuen Studiobereich anzusehen und mehr über die Academy zu erfahren. Besonders gefreut hat es uns, auch unsere alten und neuen Partner vor Ort begrüßen zu können. Die Freunde und Fachleute von ALPA, PhaseOne, Novoflex, MacConsult / Sinar, Kaiser Fototechnik, Hensel und Hedler präsentierten ihre Produkte und Technologien, die Fotografierende bei p: berlin ab sofort vollumfänglich nutzen können. Zum Schluss gab es noch eine köstliche Lasagne in der gewohnt familiären Atmosphäre, die viele von euch immer wieder gern nach Schöneweide kommen lässt. Wir haben die Fotografin Natalia Kepesz gebeten, ein paar Eindrücke des Abends für uns festzuhalten.